Dienstag, 26. März 2013

She knows me


Mit einem Lächeln reichte sie mir eine heiße Zitrone mit Honig herüber. Der Geruch war köstlich. Bis vor ein paar Tagen war ich noch ein freies Mädchen. Ein Mädchen, dass glücklich war, sich endlich losreißen zu können. Aber dann schien ich in ein riesiges Spinnennetz gelaufen zu sein, bin wie ein hilfloser Käfer kleben geblieben und habe mich durch vergebliche Befreiungsversuche nur noch mehr in dem Netz aus Hass, Trauer, Verzweiflung und unerwiderter Liebe verfangen. Jetzt starre ich völlig reglos an die Wand. Eine hübsche Tänzerin, die lächelt und sich frei fühlt ist auf dem  Bild zu sehen. Sie ist glücklich. Kaum zu glauben, dass das ein Foto von mir sein soll. Meine Sinne funktionieren alle noch, aber trotzdem habe ich das Gefühl, als würde ich nicht mehr leben. Ich habe den Schmerz schon so sehr unterdrückt, das ich nichts anderes außer Leere spüre. Meine beste Freundin merkt, dass irgendetwas nicht mit mir stimmt. Schon am Telefon klang sie besorgt und nun sitzt sie mit mir zusammen in meinem Zimmer. Sie ist eigentlich immer fröhlich und normalerweise steckt sie mich sofort mit ihrer guten Laune an, aber zur Zeit will ich nichts anderes, als in meinem Bett mit Jogginghose und ausgeleiertem T-Shirt zu liegen und dabei alte Filme zu gucken. Das strengt nicht an und macht mich wenigstens etwas zufrieden. Aber sie besteht darauf, dass ich endlich aufwachen und ins Leben zurückkehren soll. Ich will das nicht, denn dann müsste ich nicht nur in mein Leben zurückkehren sondern auch in seins. Nein danke, ich habe keinen Bedarf. Genervt zwingt sie mich meine heiße Zitrone auszutrinken und mich dann anzuziehen. Die Sachen hat sie bereits vor einer halben Stunde aus meinem Kleiderschrank gekramt, nachdem sie mein Zimmer ausgiebig aufgeräumt hatte. Ich frage mich warum, sie nach alldem immer noch so gute Laune hatte. Wahrscheinlich sah sie ihren Triumph, mich aus meinem Sumpf der Gefühlslosigkeit zu holen schon vor sich.  Stöhnend erhob ich mich und zog mir das frische Hemd und die Jeanshose an. Eigentlich wollte ich wieder unter die Bettdecke, aber bevor ich es mir anders überlegen konnte holte meine Süße noch einen Pullover aus dem Schrank, nahm meine Kreditkarte vom Tisch und zerrte mich nach unten in den Flur. Ich wusste, was sie vorhatte. Sie wollte das tun, was mich immer glücklich stimmte. Shoppen gehen. Und zugegeben: An der Tür hatte ich dann doch schon ein Lächeln auf den Lippen. Ich war glücklich etwas mit dem wundervollsten Menschen in meinem Leben zu machen und nicht unnütz im Bett zu liegen. Jetzt musste ich zwar wieder anfangen mich mit allem anderen wieder auseinanderzusetzen, aber irgendwie würde ich das schon schaffen. Irgendwann werde ich es wieder schaffen mich aus seinen Fängen zu befreien und restlos glücklich zu sein. Dann wird der Schmerz komplett vorüber sein.


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